14.11.2025rss_feed

Schlachthof Landshut hat die große Chance für langfristigen Erhalt – Branche steht geschlossen und zeigt Verantwortung

 

Stand: 13.11.2025

Der Schlachthof Landshut ist seit vielen Jahren ein zentraler Bestandteil der regionalen Wertschöpfungskette und von enormer Bedeutung für die bäuerlichen Betriebe in Südbayern. Für unsere Landwirte, unsere Tiere und unsere Region ist der Standort unverzichtbar – wirtschaftlich, strukturell und emotional.

Als Ringgemeinschaft, deren Mitglied auch die Erzeugergemeinschaft Südbayern (EG Südbayern) ist, beobachten wir die aktuelle Situation mit großer Aufmerksamkeit. Wir wissen um die Wichtigkeit dieses Schlachthofs: kurze Transportwege, planbare Abläufe, Tierwohl, hochwertige Produkte und die Existenz zahlreicher bäuerlicher Familienbetriebe hängen davon ab.

 

Regionale Strukturen sichern statt zerstören

Mit einer Kapazität von bis zu 21.000 Tieren pro Woche ist Landshut nicht nur der größte, sondern auch einer der modernsten Schlachtstandorte in Bayern. Gerade für die Schweinehalter in Niederbayern bedeutet der Standort planbare, tiergerechte Abläufe und kurze Wege – Vorteile, die in dieser Form kaum zu ersetzen sind. Eine Schließung würde nicht nur rund 137 Arbeitsplätze kosten, sondern auch hunderten bäuerlichen Familienbetrieben die wirtschaftliche Grundlage entziehen. Die kurzfristigen Verwerfungen am Markt würden sowohl Tierwohl, Tierschutz und nicht zuletzt außerordentlichen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Allein die zusätzlichen Transportkosten je Schwein (bis zu 10€) würden die Konkurrenzfähigkeit in einem derzeit schwierigen Markt implodieren lassen.

 

Schwierige Entscheidungen in schwierigen Zeiten

Die EG Südbayern steht hinter der regionalen Wichtigkeit des Standortes, musste jedoch eine Entscheidung treffen, ob sie den aktuellen Verlust weiter finanzieren will und kann. Die jetzige Situation – der Standort bleibt am Netz – ermöglicht es der gesamten Branche Luft zu holen und geschlossen eine Weiterführung in Kooperation mit der EG Südbayern zu finden. Letztlich hängt der Erfolg von dem Eigentümer und dem Verhandlungsgeschick aller Akteure ab, eine sinnvolle gemeinsame Lösung zu finden. Kurzfristige Ziele müssen wohl hintenangestellt werden, es geht darum eine tragfähige und langfristig intelligente Struktur zu finden.

 

Bayerischer Schweinehaltungsförderungsfonds

Erfreulicherweise hat die Branche – allen voran der Bayerische Bauernverband – die Vorschläge aus der Ringgemeinschaft um den Vorsitzenden, Herrn Stephan Neher, sehr ernst genommen. Das Vorbild des Milchförderfonds ist derzeit in der Umsetzung und kann nicht nur die Situation in Landshut entschärfen. Eine derartige gemeinschaftliche Mammutaufgabe kann nur von vielen Schultern getragen werden. Kurzfristig soll dieser Fonds die Situation in Landshut schützen, mittel- und langfristig ist es eine absolute Traumlösung. Seit Jahren schwebt die ASP-Bedrohung (und weitere Seuchen) wie ein Damoklesschwert über der Schweinehaltung Bayerns. Es könnte unmittelbar und überall einschlagen. Dieser Fonds schafft die Möglichkeit handlungsfähig zu werden. Wir sind stolz diesen Ansatz – der im Wesen auch dem des Heimatversprechens entspricht – Vorschub gegeben zu haben. Jetzt hängt alles davon möglichst zeitnah eine positive Entwicklung in den Gesprächen aufzeigen zu können. Die Mitarbeiter in Landshut, die Landwirte und auch die gesamte Branche würden von zügigen Fortschritten profitieren. Die Ringgemeinschaft steht Gewehr bei Fuß und unterstützt mit all seinem Netzwerk.

Der Fonds soll aus Beiträgen aller bayerischen Schweinehalter finanziert werden und dazu beitragen, die Funktionsfähigkeit der Wertschöpfungskette Schweinefleisch langfristig zu sichern.

Ziel ist die Förderung der Schweinefleischerzeugung, die Unterstützung des Absatzes regionaler Erzeugnisse sowie die Stärkung regionaler Strukturen – insbesondere in Krisenzeiten. Die Ringgemeinschaft wird aktiv daran mitwirken, dass der Fonds gegründet und zügig arbeitsfähig wird.

 

 

Gespräche zur Zukunft der Schlachthofstruktur in Bayern

In letzter Zeit haben sich hochrangige Gespräche zur Zukunft der Schlachthofstruktur in Bayern intensiviert.
Staatsministerin Michaela Kaniber, Staatsminister Hubert Aiwanger, BBV-Präsident Günther Felßner, BBV-Tierhaltungspräsident Günther Jäger, Landesinnungsmeister Georg Ammon (Bayerisches Fleischerhandwerk), Vorsitzender des Bayerischen Vieh- und Fleischhandelsverbandes Bernhard Gasteiger, Vorsitzender der Ringgemeinschaft Bayern Stephan Neher sowie Vorsitzender des Fleischprüfring Bayern Gerhard Stadler und viele weitere wichtige Akteure sind im Austausch. Im ersten Moment ging es darum eine Katastrophe mit dem sich bereits jetzt aufbauenden Schweinestau abzuwenden. Mittelfristig geht es um eine funktionierende Struktur in gesamt Bayern, die langfristig von der gesamten Branche gestützt wird. Der bayerische Schweinehaltungsförderungsfonds spielt eine zentrale Rolle, aber auch viele kleine Zahnräder werden zum Gelingen beitragen. Die Ringgemeinschaft versucht über das Projekt PulledPork – nachfragegesteuerte Schweinefleischerzeugung begleitend zu unterstützen und der zukünftigen Struktur in Bayern Werkzeuge anzubieten, dass sowohl die einzelnen Standorte, aber auch die gesamte bayerische Schweinebranche davon profitieren kann.

Die geschlossene Einigkeit, dass die Schlachthofstruktur einen unverzichtbaren Beitrag zur Ernährungssicherung leistet und die Stärkung der heimischen Schlachtkapazitäten einen hohen Stellenwert besitzt – insbesondere vor dem Hintergrund rückläufiger Tierbestände und der ungewissen Zukunft der bisherigen Vion-Schlachthöfe in Süddeutschland, sollte der aktuellen Situation den nötigen Vorschub leisten.

Alle Beteiligten erklärten, in den kommenden sechs Monaten gemeinsam Lösungen zu erarbeiten – etwa durch:

  • die Bildung strategischer Allianzen,
  • die Senkung von Kosten (z. B. amtliche Gebühren),
  • ergänzende Fördermöglichkeiten für tierschutzrelevante Bereiche wie Anlieferung, Tierhandling oder Zerlegung und Kühlung,
  • Investitionen in technische Anlagen (z. B. Abwasser, Energieeffizienz) sowie
  • die Digitalisierung und Vereinfachung amtlicher Prüfprozesse, um Betrieben die Möglichkeit zur Fortführung und Reinvestition zu geben.

Alle Beteiligten sehen darin eine realistische Chance, die notwendige Ernährungssicherung wirtschaftlich sinnvoll und beihilferechtlich zulässig zu gewährleisten.

Appell an Politik, Gesellschaft und Wirtschaft

Die Ringgemeinschaft fordert Politik, Verbände und Gesellschaft auf, jetzt gemeinsam Lösungen zu finden, damit der Schlachthof Landshut erhalten bleibt. Wenn regionale Wertschöpfung und Tierwohl politisch gewollt sind, braucht es konkrete Unterstützung – finanziell, strukturell und gesellschaftlich – sowie die zügige Gründung des Schweinehaltungsförderungsfonds.

Nur wenn alle an einem Strang ziehen – Erzeuger, Verbände, Politik und Förderinstitutionen – kann der Schlachthof Landshut auch künftig das bleiben, wofür die gesamte organisierte bayerische Schweinehaltung steht:
Ein Garant für Tierwohl, Regionalität und bäuerliche Zukunft.